Nachdem Ich die meiste Zeit meines Alltags entweder Zuhause beim Homeschooling oder anderweitig mit Familie Schempp und Freunden verbringe, hatte ich die letzten Wochen ein richtig gute Möglichkeit nochmal eine andere Seite Sambias kennenzulernen, nämlich an der Ipalo Christian School. Ipalo ist eine Schule für Waisenkinder und Kinder aus schwierigen Familienverhältnissen. Der Schulleiter ist bei uns in der Gemeinde und so bin ich zu der Möglichkeit gekommen einige Zeit dort zu verbringen.
Ich war die letzten vier Wochen jeweils einen ganzen Tag und an den anderen Tagen ab dem Mittagessen dort.
In der ersten Woche habe ich mir die sogenannte Senior Phase angesehen, das sind die 8. bis 12. Klasse, wobei es auf Ipalo zur Zeit keine 12. Klasse gibt. Die meiste Zeit habe ich hier aber eher mit den Lehrern verbracht, da fast alle Klassen gerade Endterm Tests schreiben. Morgens beginnt der Schultag erst mal mit der Devotion (Andacht), sowohl für Lehrer als auch für Schüler. In meinem Fall war ich jetzt beiden Lehrern dabei. Hier wird gemeinsam gesungen, gebetet, eine Andacht gehalten und dann auch Organisatorisches besprochen. Ansonsten habe ich Klausuren vorbereitet, also sortiert und zusammengetackert, die Schüler während der Klausur beaufsichtigt, und die Klausuren hinterher tatsächlich auch zum Teil korrigiert. Wobei das Ergebnis allerdings ziemlich ernüchternd war. Die Kinder lernen hier von Zuhause aus so ziemlich gar nichts, deshalb startet die Schule auch nicht mit der 1. Klasse, sondern mit 2 Jahren Vorschule damit die Kinder bis sie mit der Schule starten überhaupt mit Stift und Papier umgehen und ihre Schuluniform richtig anziehen können. Viele werden Zuhause nicht gefördert und es gibt oft niemand der sie motivieren geschweige denn ihnen helfen kann. Dass sie nie richtig gelernt haben zu lernen, spiegelt sich dann leider häufig auch in den Noten wieder. Der Blick auf die Zeugnisse der 8. Klasse war auf jeden Fall auch ein krasser Einblick in die Lebensumstände der Kinder.
In der zweiten Woche habe ich in der Intermediate Phase mitgeholfen, also von der 4. bis 7. Klasse. Die Siebtklässler hatten gerade ihre national exams (Abschlussprüfung der Primaryschool=Grundschule) hinter sich und haben sich auf ihre Graduation vorbereitet und dafür verschiedene Tänze vorbereitet. Das war sehr lustig ihnen beim Tanzen zuzusehen und natürlich auch ein bisschen mitzutanzen. So eine Abschlussfeier läuft hier eben ganz anders ab als bei uns. An der tatsächlichen Feier konnte ich dann aber leider nicht dabei sein, weil wir an dem Wochenende in Chengelo waren. Weil die Lehrer gegen Schuljahresende ziemlich viel zu tun haben war ich oft mit der Klasse alleine. Unterricht findet so kurz vor Weihnachten aber auch kaum statt und so hab ich die Zeit genutzt um mit der Klasse zu spielen, zu versuchen mir ihre Namen zu merken und Bemba zu lernen. Letzteres was nicht so erfolgreich:)
Die nächsten zwei Wochen hab ich dann eigentlich einfach immer da mitgeholfen wo gerade Not am Mann war. Besonders organisiert lief das auch nicht ab, aber ich hatte jedenfalls Freude und ich glaube die Lehrer waren auch sehr dankbar für meine Hilfe. Ich bin nämlich sehr "hardworking" und "smart" :) So bin ich zum Beispiel mit zwei Lehrern für die Graduation Einkaufen gegangen, das war glaube ich eins meiner Highlights mit den Einheimischen über den Markt zu laufen und mich durch die engen Gassen zu quetschen. Außerdem hab ich viel mitgeholfen die Deko für die Graduation und für Weihnachten vorzubereiten. Die Zeugnisse der Achtklässler, bei denen ich mitgeholfen habe, enthalten neben den erzielten Ergebnissen auch zu jedem Fach einen Kommentar und wenn der Fachlehrer gerade im Stress ist, schreibt dann halt irgendeine Freiwillige aus Deutschland die die Schüler noch nie gesehen hat, geschweige denn ihre Arbeitsmoral beurteilen kann, auch so einen Kommentar im Endjahreszeugnis. Bei der dritten Klasse sollte ich den Kindern eine Geschichte vorlesen während der Lehrer selbst hinten im Raum sitzt und... ja was der eigentlich gemacht hat weiß ich auch nicht so ganz genau. Aber jedenfalls haben sich alle über meine Anwesenheit gefreut und so bin ich einfach herumgereicht worden und hab versucht mich irgendwie nützlich zu machen. Aber die Arbeitsmoral ist hier sowieso ganz anders, so kommt es zum Beispiel auch mal vor, dass man einfach lieber eine dreiviertel Stunde lang zusammen singt anstatt seine Klausuren zu korrigieren. Und wie die Afrikaner singen ist echt der Hammer.
Beim Mittagessen war ich wie gesagt auch dabei. Da gibt es meistens das Nationalgericht Nshima (Maisbrei) mit einer Gemüsebeilage oder Hühnchen. Das ganze isst man übrigens mit den Händen. Zur Abwechslung gibt es auch ab und zu Sampo. Das ist auch eine Art von Mais, allerdings in größeren Stückchen. In unserem Fall mit Erdnusssauce. Ich finde das Sambianische Essen schmeckt echt gut, aber nach vier Wochen hab ich mich dann auch wieder auf Carolas Essen Zuhause gefreut.
Letzten Freitag hat das Schuljahr dann mit der Weihnachtsfeier geendet. Dazu sind auch Carola und die Kids mitgekommen. Das war so ne richtige Afrika-experience. Eigentlich sollte es um 8 Uhr beginnen, aber weil ich beim Programm Planen dabei war, wusste ich schon dass es frühestens um 8:30 losgehen kann. Als wir kurz nach 8Uhr ankamen herrschte noch ein einziges Chaos. Die Stühle wurden nochmal umgestellt und überhaupt wurde der ganze Plan nochmal über den Haufen geworfen. Bis es losging war die erste Stunde schon vergangen. Dann haben alle Klassen ihre Tänze und Lieder aufgeführt. Das hat echt Spaß gemacht ihnen dabei zuzusehen. Vor allem die Tänze würde es bei uns in Deutschland halt nie geben. Eine Klasse hat auch ein Christmas-play gespielt. Da haben wir uns amüsiert. Mit Preisverleihung, Reden und allem Möglichen saßen wir insgesamt 5 Stunden auf diesem Stuhl zwischen den ganzen sambianischen Kindern eingekesselt. Es war auf jeden Fall eine schöne Erfahrung.
Jetzt sind erst mal Ferien und im neuen Jahr beginnt dann auch ein neues Schuljahr. Vielleicht werde ich noch den ein oder anderen Nachmittag auf Ipalo verbringen:)
Fachraum Chemie/Bio In der Küche wird das Essen für die Schüler gekocht





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